Advent mit Euphelia – 20. Tür
Ja, ja, ja, Hurra, es ist passiert, Euphelia wurde beim Ankommen von Gästen von selbigen begrüßt. Was für eine Freude. Nach zwei Tagen der Ruhe kommt heute wieder Leben in das Wohnzimmer. Auch Frau Andaleh kam heute an. Sie hatte von Euphelia noch gar nichts gehört. Nachdem sie freundlich miteinander bekannt gemacht worden waren, las Frau Andaleh die Texte wie in einem langen Hausflur – alle Türen hintereinander. Euphelia amüsierte sich dabei, denn durch keine Tür wurde ohne Emotionen gegangen. Ein lauter Lacher, Gekicher, Kopfschütteln, Grinsen, traurige Blicke – alles war dabei. Was für ein wunderschöner Moment für Euphelia. Dies ist eine Rückmeldung für sie als zartgoldene Hausschreibfeder, die eine Eulenfeder ist, wie sie es immer gehofft hat.
Eine zauberhafte Adventszeit liegt hinter Euphelia. Viel wurde von den guten Hausgeistern vorbereitet. Sie hat einen tollen Stammplatz, ist immer mitten drin und dabei, wenn die Hausgeister ihre Pläne darüber schmieden, wie sie am allerbesten die Weihnachtsgäste verwöhnen können. Lange wurde fabuliert über die Geschenke, mal beschlossen, mal neu entdeckt, dann wieder verworfen. Dann begeistert entschieden – für jeden einzelnen ganz individuell. Über das Essen wurde endlos diskutiert, über die Farben und die Blumen für die Dekoration, über die passenden Decken und Servietten und deren Formen. Nichts wird hier dem Zufall überlassen, obwohl am Ende alles ganz einfach aussieht. So soll es sein und Euphelias Freude auf Weihnachten wächst mit jedem Tag. Freude bereiten ist ein herrliches Hobby.
Mit dem heutigen Tag sind die Vorbereitungen abgeschlossen. Die ersten Gäste reisen an, nun ist menscheln am allerwichtigsten. Der letzte Drops der Gedanken über das Fest ist gelutscht, nun beginnt das Fest als solches.
Doch das nur für die einen. Für die anderen ist der Januar schon im Visier. Während der Weihnachtsbraten noch im Ofen liegt, denken diese Hausgeister schon darüber nach, was denn wohl Ende Januar serviert wird. Vielleicht hängt das damit zusammen, daß sich Essen und Lesen so gut ergänzen. Deshalb haben viele Leser solch einen Hunger. Der heißt dann unersättlicher Lesehunger. Viele dieser Bookoholiker und Lesetarier stellen sich beim Lesen eines Buches sofort den Geschmack der Gerichte vor, welche gerade beschrieben werden. Da läuft das Wasser im Munde zusammen, wenn von sommerreifen Erdbeeren, vom duftenden Brathähnchen, von dampfend heißem Kakao die Rede ist. Manch einer steht sofort mit dem Buch in der Küche und versucht, das gleiche Gericht zu kochen.
Wem solch eine Art der Auswahl seiner Speisen gefällt, der sollte am 31. Januar unbedingt dabei sein, wenn die Gutsherren abends zu einem ganz speziellen Dinner einladen. Wie schon in den Jahren zuvor gibt es monatlich eine solche ganz besondere Verabredung zum Essen am großen Tisch im Gewölbe.
Was gibt es? Es werden Romane verkocht, es werden literarische Lieblingsgerichte serviert und komplettiert durch passende Texte, extravagante Dekorationen und wunderbare, fröhliche, weltoffene Konversation.
Euphelia hat sich schon vertieft in das passende Buch. Wem noch ein Weihnachtsgeschenk fehlt, dies ist eine ganz besondere Empfehlung.
Kate Young
Little Library
Cookbook
100 Rezepte aus den schönsten Romanen der Welt
Was mich betrifft, so denkt jetzt Euphelia, werde ich mich zurücklehnen, um Kraft zu schöpfen für die letzten vier Geschichten, bevor sich die letzte Adventstür an Heiligabend für mich öffnet.
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