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Eintrag in das Buddelbuch – Euphelia am 8. Mai

Euphelia ist voller Aufmerksamkeit. Sie durfte ihren Stammplatz heute verlassen. Gestern klingelte ständig das Telefon. Es ist ein schönes Gefühl, daß so viele Freunde und Gäste bald wieder hier in Groß Breesen sein möchten. Doch Conny hat einen Plan und einen Bauch. An beidem kommt so schnell keiner vorbei. Und nun wird heute heiß diskutiert. Euphelia spürt förmlich die starke Energie und den festen Zusammenhalt, denn hier sitzen am großen Tisch im Gelben Salon vereint Torsten, Maxi, Liane, Ingo und Conny.

Die Verhandlungen dauern seit Stunden an – so heißt es ständig in den Medien. Was Euphelia hier so erfreut: Es sind zwar auch viele Stunden, die rasend schnell vergehen, doch alles verläuft kreativ, zielstrebig, mutig – und scheinbar entsteht ein handfester gemeinsamer Plan. Seit Tagen bereits hört man Maxi und Conny oder Torsten und Maxi oder Torsten und Conny an allen Ecken beraten.

Zuerst diese Unruhe. Jeder von den dreien geht anders damit um. Maxi bügelt und wäscht und bügelt. Torsten mäht den Rasen und mäht und mäht. Conny räumt und putzt und räumt. Diese starken Zweifel bei Conny. Sie ist 1988 von diesem Haus ausgesucht worden, es zu beleben. Seitdem besteht schon fast so etwas wie ein Pakt mit diesem alten Ort, durch alle Höhen und Tiefen hindurch, in guten wie in schlechten Zeiten. Seit dem 17. März hat Conny ihr Groß Breesen nur wegen ausgesprochen wichtiger Anlässe verlassen. Zur Vor- und zur Nachuntersuchung und zur eigenen Operation, sowie eine Nacht nach Stralsund, als ihr Papa, der Heinz mit dem Akkordeon, ins Krankenhaus kam. Ansonsten konnte sich das Bücherhotel darauf verlassen, daß Conny da ist, anwesend, Steine streichelnd, Bäume umarmend. Die Natur dankt es ihr. Der Park blüht prunkvoll. Die Beete sind voller grüner Pflanzen. Was ist schon Unkraut, wenn es so schön aussieht.

Und nun ging vor zwei Tagen in der Politik alles ganz schnell. Euphelia spürt, wie Conny sich windet, ihr geht es zu schnell. Wenn sie die Nachrichten hört, rutscht sie auf ihrem Stuhl hin und her. Conny lebt in Bildern. Ihre Visionen sind ihre Galerien. Der Blick schweift dann ab, aha, sie schaut ihre Leinwände an, vergleicht sie mit der Wirklichkeit, mit dem eingeschlagenen Weg. Korrektur nötig? Dann unbedingt jetzt und sofort. Sonst kribbelt es in ihr, sie wird ungeduldig, ungnädig, unruhig. Der Ort spricht dann anders mit ihr, mault beinahe.

Conny ist nicht einig mit den Entscheidungen um sie herum. Ja, die Vorfreude, wieder zu öffnen, ist sehr groß. Doch alles muß seine Zeit haben. Wenn ein alter Gaul beinahe acht Wochen im Stall stand, dann springst Du doch auch nicht darauf und hetzt ihn über den Acker.

Es war so schwer, zu Beginn aus dem Hamsterrad heraus zu klettern. Doch dann war der Genuß eines langsameren Tages endlich ebenfalls zu spüren. Dieses einmal Bei-sich-selbst-sein. Gelassenheit. Tage ohne Uhr. Das ist nicht alles vorbei von einem Tag zum anderen. Dieser alte Ort hat seit seiner Eröffnung im September 1998 erstmals gaaaanz tief Luft geholt. Nun werden sie ihm hier die Zeit geben zum Ausatmen.

Conny wird durch die Zimmer gehen, die wieder belegt werden dürfen – es sind ja längst nicht alle – und lüften, lächeln, innehalten. Sie will einfach nicht mehr sofort wieder hinein ins Hamsterrad. Da sind Bilder in ihrer Visions-Galerie entstanden, die einen neuen Plan, ein neues Konzept brauchen, natürlich voller Beschaulichkeit, Entschleunigung und Harmonie. Das geht nicht mit einem Schnipsen oder mit einem Lichtschalter-An. Und das geht schon gar nicht mit Masken und einem Katalog von soooo vielen Verhaltensregeln, daß man gar nicht weiß, was das noch mit Urlaub und Gästebetreuung zu tun hat.

Danke an alle Freunde des Bücherhotels, die uns dieses Zeit-Nehmen, diese Zuversicht, diesen Mut mit Buchungen für später, mit Einkäufen in der BuchBar und mit vielen guten Wünschen und gesendeter Energie ermöglichen. Eins scheint Euphelia nun kurz vor Ende der Gespräche hier am runden Tisch ganz sicher: Conny und ihre Truppe lassen sich nicht hetzen.

Es steht also fest. Hier im Bücherhotel öffnen sich erstmals die Türen am 11. Juni 2020. Erst am 11. Juni öffnet sich hier auch das Restaurant. Die Bücherscheune bleibt auf bisher nicht entschiedene Zeit für alle geschlossen, die nicht im Hause übernachten. Die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiter und Gäste steht für uns an erster Stelle. Im Moment können wir die uns auferlegten Maßnahmen nicht mit gutem Gewissen erfüllen, dafür ist unser Hotel zu kuschelig. Und so soll es bleiben!

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