Euphelia hüpft vor lauter Freude und Übermut von einem Füßlein auf das gleiche. Endlich, nach so vielen Wochen der Enthaltsamkeit deckten Maxi und Conny eine Tafel ein. Die ganze Gutshotelfamilie war aufgeregt. Die erste Familienfeier nach diesen vergangenen Monaten. Dabei sind sie Vollprofis in der Durchführung von Festen aller Art. Doch diese war nun die erste Feier in der neuen Zeit.
23 Gäste, die alle hier im Hotel übernachten, an einer ländlichen Tafel im Park unter den alten Kastanien. Bei Conny sah man schon wieder Tränen, als alles fertig war und das Silberpaar nach dem Kirchgang in Lohmen hier den Hof betrat. Ganz wunderbar die Reaktion der Gäste, die um die Tafel herum standen und sich nicht satt sehen konnten. Die Gesellschaft paßte zur Aufregung der ersten Feier. Entspannt und sehr harmonisch, mit Kutschfahrt und Tischtennis, mit Grillabend, Lagerfeuer und hausgemachter Musik.
Neun Wochen sind seit der Eröffnung bereits vergangen. Die Zeit flog dahin. Das Wetter – sonst im Gutshotel niemals thematisiert – spielte ihnen diesmal wirklich in die Karten, denn das Leben fand eigentlich komplett draußen statt. Es gab schon einige Höhepunkte während dieser Zeit. Der Heinz am Akkordeon spielte auf am Lagerfeuer, denn die Eltern von Conny verlebten ihren Urlaub hier für eine Woche. Student Charly mit seiner Freundin Sarah waren soeben auch für eine Woche zu Hause. Ein halbes Jahr lag fast dazwischen, welches jeder für sich hier in Mecklenburg oder in der Studentenstadt Heidelberg völlig unterschiedlich reflektierte. Da näherten sie sich einige Stunden zunächst vorsichtig an mit erwachsenen Gesprächen auf Augenhöhe. Wie sehr solche Zeiten doch auf Entwicklungen, Gedanken und Gefühle einwirken. Conny hatte darüber nicht ausreichend nachgedacht und es brauchte ein wenig Zeit für das Update. Für Conny war es das sichere Zeichen, daß viel mehr Kommunikation wichtig ist untereinander, ob Familie oder Freunde, damit verstanden wird, was hier gerade mit allen und mit jedem einzelnen passiert.
Ein zauberhaftes Erlebnis war die VollmondLesung am 3. August. Mit den Kanus paddelten sie auf dem Krakower See durch die Nacht. Picknick, Obst, Wein und Texte im Gepäck. Den Sonnenuntergang, die Stille und den vollen Mond über dem See werden die Paddeler lange nicht vergessen.
Als Conny im letzten Jahr ihre Texte schrieb für die Arrangements im Jahr der Kühnheit, ahnte sie noch nicht, wie sehr sie in die Zeit passen können. Dieser Ort wird immer mehr ein Königreich für bookoholiker.
„Groß Breesen ist ein einzigartiger magischer Ort, dessen Zauber nicht zwischen alten Steinen und verwunschenen Hügeln liegt, sondern zwischen Buchdeckeln. Dies ist ein Königreich für Buchlinge und Lesewesen, die ohne das geschriebene Wort nicht leben können. Die vermeintlich stille Welt hinter den Buchstaben lockt Euch in dieses kleine Dorf, in welches Ihr Euch früher nicht einmal versehentlich verlaufen hättet. Nun könnt Ihr Euch hier in dem dichten Durcheinander von Regalen, Kisten, Kästen und Haufen von Büchern verfangen und einspinnen lassen. Hier bekommen die Bücher ihre eigene Stimme, weil Ihr ihnen erlaubt, wichtig zu sein. Die bookoholiker unter Euch, die also, die schon lange süchtig sind nach Wort und Satz, folgen stundenlang dem Ruf der Bücher, stöbern und philosophieren mit Gleichgesinnten und lassen die reale Welt außerhalb der Bücher weit hinter sich zurück.“
Euphelia hüpft nicht mehr, sondern spürt plötzlich ganz warm und sicher und mit innerer Ruhe in sich hinein:
Ja, das ist der Zauber des Bücherhotels.
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