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Literaturiens Blog

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»Haltet die Uhren an.

Vergeßt die Zeit.

Ich will euch Geschichten erzählen.«

 James Krüss

Conny aus Literaturien und Euphelia, die Vereinsschreibfeder, halten Euch auf dem Laufenden über das, was auf Eurer "Insel" Literaturien vor sich geht. Ob kleine Momente der Freude, große Fortschritte, neue Ideen, Informationen über die kommenden und Berichte über die vergangenen Veranstaltungen - hier lest Ihr davon und kommt mit den beiden Schreibeifrigen ins Gespräch. Wir freuen uns über Eure Gedanken, Vorschläge, Beiträge in Form von Kommentaren. ♥

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Advent mit Euphelia – 17. Tür

„Es gibt Dinge, die sind mehr als nur einen Blick wert.“

Unter diesem Bild sitzt soeben Euphelia. Es hing schon an vielen Stellen hier. Mal im Gelben Salon, mal im Wohnzimmer. Doch eine Zeit ohne dieses Bild kann sich nicht nur Euphelia nicht vorstellen, sondern alle guten dienenden Geister hier auch nicht. Sie waren es alle zusammen, die das große bunte Bild auf Leinwand entworfen und gemalt haben. Es ist für alle ein gemeinschaftliches Kleinod. Darauf sind viele Details, die das Leben hier im Bücherhotel so einzigartig machen.

Da ist die Eule – na klar, denn ohne Eule geht gar nichts.

Da ist der Mond als Zeichen für die Vollmondlesungen, die schon so viele Gäste in den letzten zwanzig Jahren in ihren Bann zogen. Und auch als Ausdruck des wundervollen Sternenhimmels, den inzwischen Himmelsgucker an diesem Ort entdeckt haben, weil kein Licht des nachts den Blick auf all die Sternenpracht verschwimmen läßt

Da ist das Buch, eines von mehr als Fünfhunderttausend Exemplaren. Kein Wunder, daß so viele Bücherwürmer mehr als nur einen Blick in dieses Haus werfen möchten.

Na klar hat auch die Spezies Bücherwurm einen Platz auf dem Bild. Eine große Anzahl davon wird hier tagtäglich voller Herzenswärme begrüßt und bedient.

Eingebettet sind diese Wahrzeichen in das Grün der Wiese und des Waldes um uns herum und natürlich darf der Mohn, der dem wundervollen Mecklenburg seine einzigartige Farbe gibt, nicht fehlen.

„Es gibt Dinge, die sind mehr als nur einen Blick wert.“

Euphelia sitzt zwischen ihren Eulenfreundinnen. Eine strahlt von innen und hatte einen weiten Weg von Augsburg nach Groß Breesen, eine strahlt volles, hellesWeihnachtslicht, kam sie doch von den Weihnachtselfen als Lichteule zu uns.

Neben ihr auf dem Sofa sitzen bei Kerzenschein

der Hausherr und seine Frau und sind selbst ganz überrascht von der Stille im Haus. Wie selten, daß einfach so nichts passiert.

Nichts!

Gar nichts!

Stille!

Sie sitzen, schauen in die Kerzen, schauen zu Euphelia und wissen, daß sie genau am richtigen Ort sind. Sie brauchen darüber nicht reden, sie nicken sich zu und alles ist besprochen. Plötzlich ist ganz klar, wohin der Tannenbaum gestellt wird, welche Schränke dafür zu rücken sind, welche Kartons zu verschleppen, welche Weihnachtsgeschenke am meisten Freude bereiten werden.

Alles ist gut vorbereitet. Der Hausherr und seine Frau spüren die innerliche Ruhe und können deshalb die Stille genießen.

Ist das nicht auch ein bißchen der Sinn von Advent?

Einfach sitzen, nichts denken, nichts passiert, nichts tun, in die Kerzen schauen und ganz genau wissen, es ist gut. Es ist genau richtig, so wie es ist.

Euphelia mag heute kein großes Buch an ihre Feder lassen. Sie blättert sich durch kurze wunderschön illustrierte Weihnachtsgeschichten. Sie sucht eine, doch sie weiß nicht welche. Es ging um Freundschaft, Einsamkeit, Verbundenheit und Tradition. Euphelia hofft so sehr, auch nach Weihnachten mit diesem Ort, mit diesen Geschichten verbunden zu sein, in Gesellschaft leben zu dürfen und vielleicht eine Tradition zu werden, ihre Freunde zu behalten und neue zu finden.

Da blättert sie die Seite auf mit der Geschichte, die sie tief im Innern bewegt hat bei jedem Lesen. Euphelia weiß außerdem, daß dies eine der Lieblingsgeschichten ist von Liane, einem der guten Geister im Gewölbe.

Euphelia wird darum bitten, diese Geschichte an Weihnachten vorgelesen zu bekommen.

Sie ruckelt sich in ihr silbernes Stiefelchen, zwinkert ihren Eulenfreundinnen voller Vorfreude auf diese Lektüre zu und vertieft sich in die wundervolle Weihnachtsgeschichte.

Heinrich Böll

„Schicksal einer henkellosen Tasse“

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Advent mit Euphelia – 16. Tür

Noch einmal Abschied am Morgen, Tagung am Vormittag, eine Gesellschaft zu Kaffee und Kuchen am Nachmittag, eine Gesellschaft am Abend im Gewölbe. Doch Euphelia spürt dennoch, diese sich vorbereitende Stille, diese sich anbahnende Ruhe ist nur die Ruhe vor dem Sturm. Weihnachten kommt!

Plötzlich und unerwartet?

Nein, in diesem Jahr eher nicht, denn durch Euphelias Geschichten an jedem Adventstag konnte sie ihre Lieben langfristig warnen. Weihnachten wird kommen!

Selbst hier, weit weg von den großen Weihnachtsmärkten, vom Einkaufstrubel, von den verstopften Straßen, selbst hier ganz im Verborgenen, wird Weihnachten kommen. Und tatsächlich, Euphelia freut sich sehr darauf. Mit jedem Tag bemerkt sie mehr Kugeln, Engelchen, Figuren, Kerzen in ihrem Zuhause, mehr Schokolade und Kekse und Kuchen in ihrem kleinen Federbäuchi. Überall im Haus ist es heimelig und kuschlig warm.

Das Leben auf dem Lande scheint ihr wirklich sehr lebenswert zu sein. Heute entdeckt Euphelia eine Zeitschrift, blättert sie durch und plötzlich, vor lauter Aufregung vergißt sie ihr Buch.

„LANDLEBEN“

Noch am Anfang schaut Euphelia recht teilnahmslos. Sie kennt nun das Landleben schon eine geraume Zeit, was sollte es Neues bringen, diese Seiten zu lesen.

Doch mitten drin wird sie stutzig.

Dieses Haus kennt sie.

Sie wohnt darin. Hier hat sie ihren Stammplatz.

Euphelia kommt aus dem Staunen nicht heraus. Nur ein einziges Haus auf dem Lande in Mecklenburg/Vorpommern, welches sich empfiehlt für landliebende Besucher in dieser Zeitschrift „LANDLEBEN“. Die anderen neun Häuser sind verteilt auf ganz Deutschland, doch ihr Stammsitz ist dabei.

Euphelia plusterte sich regelrecht auf vor Stolz.

Das gibt Lesestoff.

Darauf ein Prost.

Nun wird es ein gemütlicher Abend.

Euphelia will heute abend in einem besonderen Raum eine interessante Zeitschrift lesen, in ein tiefes Glas einen burgunderfarbenen Blick werfen und dann genußvoll eindösen. Ihr letzter Gedanke vor dem Einschlafen wird heute sein:

„Ich bin ziemlich verrückt, aber ich bin verdammt glücklich.“

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Advent mit Euphelia – 15. Tür

Dritter Advent vorüber. Die Familie nach großer Feier abgereist. Heinz am Akkordeon wieder nach Stralsund zurück, der Student im Zug nach Heidelberg. Die Hotelgäste mit der eigenen nächsten Feier abgereist. Die Damen des dritten Advent abgereist.

Das Haus um Euphelia herum ist sehr ruhig. Es wurde aufgeräumt, die Kissen auf dem Sofa sind aufgeschüttelt. Euphelia hat große Lust auf einen Spaziergang an der Sonne, die heute noch einmal mit dem Wind um die Wette den Tag erobert. Wenn solche Tage vorüber sind, wenn die Torte aufgegessen, der Wein ausgetrunken ist, wenn die Familie beisammen war, was selten ist, wenn man sich mit den besten Vorsätzen für ein baldiges Wiedersehen getrennt hat, dann ist da etwas nahe am Herzen, so eine Wehmut, die schwer wiegt, die Tränen aufsteigen läßt. Euphelia muß raus. Aus ihrer tiefsten Federseele zieht es sie nach draußen.

Dann will sie aufgeräumt sein, also ihre Unordnung akzeptieren.

Dann will sie loslassen.

Dann will sie abgeben, dabei den Genuß der Liebe festhalten.

Dann will sie die Spuren ihres silbernen Stiefelchens zur Verfügung stellen, um Hilfe zu geben, wenn ein Federchen eine Richtung sucht.

Dann will sie das Rauschen im Federpuschelohr durch das Rauschen des Windes in den Baumwipfeln ersetzen.

Dann will sie der Sehnsucht einfach folgen, braucht eine starke Brise, die sie auf dem Rücken der Möwe Jonathan über ihre eigenen Grenzen hinausträgt.

Dann will sie die Wolken kitzeln, bis sie Schneeflöckchen lachen.

Und plötzlich hat Euphelia Heimweh. Sie möchte einfach nur ganz schnell nach Hause, in ihr Wohnzimmer. Möchte in der Nähe der Lesemaus und nahe bei ihrem kleinen angekokelten Faust sich in die Kissen kuscheln und eines ihrer Lieblingsmärchen lesen. Euphelia weiß, sie wird weinen beim Lesen, doch das ist alles richtig heute. Wenn es um Liebe, um Zusammenhalt, wenn es um Leben und das Ende davon geht, wenn Hedvig eine Rolle spielt – dann darf man auch weinen. Euphelia wird heiße Schokolade trinken und den ganzen Rest des Tages ihr geliebtes Buch lesen.

„Die Schneeschwester“

Eine Weihnachtsgeschichte

von Maja Lunde

Und sie wird weinen beim Lesen. Doch das ist alles richtig heute. Wenn solche Tage vorüber sind. Wenn dritter Advent ist. Wenn man wundervolle Menschen einfach nur im Arm behalten möchte.

Das ist doch der Sinn vom dritten Advent, oder?

Plätzchen, heiße Schokolade, ein wundervolles Buch und Dankbarkeit für die Menschen, die einem nahe sind.

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