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Euphelia - Unsere  Vereinsschreibfeder

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»Haltet die Uhren an.

Vergeßt die Zeit.

Ich will euch Geschichten erzählen.«

 James Krüss

Euphelia schreibt ins Buddelbuch statt Flaschenpost - so heißt es seit 2018. Begonnen hat es mit einem Adventskalender. Und nun schreibt Euphelia ab 1. Oktober 2024 das Tagebuch von Eulenhausen, dem Förderverein Literaturpark Groß Breesen e.V., regelmäßig unregelmäßig mit Akribie und voller Liebe zu den engagierten Freunden und Förderern des Vereins rund um den Wagon. Ihr Stammplatz ist dann nicht mehr der Schreibtisch "Zwischen den Zeilen" direkt im Hoteleingang, sondern sie zieht gerade um in den Wagon. Von da aus belauscht und beobachtet sie dann ihre Wegbegleitenden, und wenn woanders etwas Wichtiges passiert, wird sie mitgenommen oder ihr wird berichtet. Lest selbst...

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Aktualisiert: vor 1 Tag

Euphelia, ich möchte dir Hochachtung aussprechen. Du hast mehr als fünf Jahre über Hotel, Gutshoffamilie, Eulenhausen und gelesene Bücher berichtet. Ich komme schon am zweiten Tag nicht hinterher. Dabei haben wir im Ersten Groß Breesener Lesezirkel der Bookoholiker am 3. Oktober ein passendes Buch als Auftakt besprochen. "Tagebuch eines Buchhändlers" von Shaun Bythell.

Da dachte ich mir doch glatt, coole Idee. So oder so ähnlich oder wie bei der Tour mit Rosinante auf Komoot mache ich das auch. Kurzer Bericht vom Tag, Fotos. Fertig. Hab ich gedacht. Doch was tun, wenn der Tag noch kürzer ist, als der Bericht sein soll? Und wenn er dennoch so spannend ist, daß auch ein kurzer Tag randvoll mit Erlebnissen ist? Was dann? Also ja, es fand der erste Lesezirkel der Bookoholiker statt. Nach 26 Jahren Bücherhotel haben wir es endlich getan. Mit Begeisterung. Und wir fühlten uns im Magischen WortReich pudelwohl.

Interessante Gespräche führten zum nächsten Termin. Jeder erste Donnerstag im geraden Monat soll es sein, also findet das zweite BookoholikerTreffen am 5. Dezember statt.

Am Freitag hat Andreas Pasternack mit seinem Swing Trio voll begeistert.

60 Gäste ließen sich berauschen von der Vielfalt des musikalischen Könnens. Andreas, Christian und Enrique befeuerten am Ende mit einer großen Anzahl von Zugaben die Stimmung auf den Höhepunkt.

Alle waren sich einig: nun ist es wirklich Tradition. Den 10. Oktober 2025 solltet Ihr Euch also unbedingt eintragen, wenn Ihr dabei sein wollt, wenn es singt und jazzt und beschwingt mit Andreas Pasternack und seinem Swing Trio.

Nach diesem bewegten Wochenende und vielen guten Taten mit Maxi am Schreibtisch lockte mich die Sonne heute nachmittag förmlich mit dem goldenen Zeigefinger. Ich versuchte, es zu übersehen, sagte jedoch so ganz in Gedanken zu Maxi: Ich glaube, ich will schon seit Tagen nachmittags mal draußen spazieren gehen.

Sie zu mir: Na, dann ist das doch heute genau richtig.

Nö, bewegen, laufen, draußen, wo soll ich denn hin?

Na, nur mal eine Runde.

Nö. Ich müßte Quitten ernten.

Na, das ist doch eine gute Idee. Sonne scheint.

Nö. Die kann ich heute eh nicht mehr verarbeiten.

Na, dann geh doch einfach mal unproduktiv durch den Park.

Nö. Hab noch so viel zu tun.

Na, dann erledigst du auf dem Weg was davon, spielerisch sozusagen.

Nö, würde lieber mal einfach so vor mich hin durch den Park. Wegen der Sonne, weißt du?

Oh Mama!!!!

Okay, ich geh ja schon.

Und dann wurde es doch noch richtig schön.


Liebe Grüße

Eure Conny


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Die großen Ereignisse des Frühlings und Sommers sind Vergangenheit. Rosinante steht seit Wochen unbewegt im Keller, die Koffer von Maxi und Oli werden nach den Flitterwochen allmählich ausgeräumt, während ich mit allen Mitteln versuche, mir die frühlingshafte Leichtigkeit meiner großen Tour zu bewahren.

Die Tage, an denen ich lange geschlafen, spontan meine Route geändert und Eis an jeder Bude gegessen habe, erscheinen mir wie ein Traum in weiter Ferne. Jedoch - den Wind in meinem Haar, das monotone Treten in die Pedalen auf den stillen Wegen hinterm Deich, das Lächeln im Gesicht, wenn das Meer zu sehen war - das alles fühle ich wie Sonnenstrahlen der Erinnerung warm auf meiner Haut.

Doch wie kann ich mir dieses außergewöhnliche Gefühl, frei von Verpflichtungen zu sein, auch jetzt immer mal wieder in den Alltag holen? Da ist das Bild von Rosinante in der Blumenwiese als Hintergrund auf dem Bildschirm meines Handys.

Ich erwische mich bei einem Lächeln der Erinnerung, wenn ganz spontan mitten am Tag ein Eis von mir im Park gelöffelt wird. Noch immer befrage ich alle Radfahrer hier auf dem Hof nach dem Woher und Wohin und begutachte ihre Räder mit einem schnellen Blick. (Oh, schau, die gleichen Satteltaschen!...😅 )

Jetzt, wo die Tage kürzer werden, die Kastanien vom Baum prasseln, die ersten Heizungen angedreht sind, verbinden sich die Erinnerungen mit einem Hauch von Melancholie. Dabei drehen sich die Räder hier auf dem Hof auf Hochtouren. Viel Zeit für Sentimentalität bleibt mir nicht. Tagungen reisen an und am nächsten Tag wieder ab, Firmenfeiern begehen schon mal ihr Jahresende und werden von uns bedient und bespielt. Gäste, die ihre Ruhe, ihr Buch, ihre Stricknadeln und Wolle oder Stifte zum Ausmalen brauchen, bekommen selbstgebackene Kuchen und Brote, werden bekocht und mit Tee und Kuscheldecke verwöhnt. Der Salon "Das Teelöffelchen" bietet reichlich Gemütlichkeit. Hygge, sagte gestern eine Dame zu mir, alles hygge hier, als hätten Sie es erfunden. Ich komme unbedingt wieder, sagte sie, dabei war sie noch gar nicht eingecheckt. Nun ja, ich werde mich wohl in schwedischer Mandeltorte und dänischen Zimtschnecken noch üben müssen. Doch vorher stehen hier alle Ampeln auf grün für das Konzert von Andreas Pasternack und seinem Trio übermorgen. Tradition soll es werden, sagte er beim Abschluß im letzten Jahr.

Wir alle freuen uns wie Bolle auf diesen Abend, der mit einer rustikalen Speisenvielfalt ab 17.30 beginnt, also mit Bratwurst vom Grill, mit Klops und Soljanka und frischem Brot und tollem Käse und Räucherfisch und... - und dann starten Andreas Pasternack und Christian Ansehl und Enrique Marcano mit einem Feuerwerk der Musik. Oh, mir ist schon ganz kribbelig. Ihr solltet unbedingt dabei sein. Noch könnt Ihr Euch anmelden.

Doch nicht nur solche Höhepunkte machen den Alltag erfreulich. Heute gerade ist es der Sonnenstrahl zwischen zwei Regenschauern, der mich dankbar sein läßt für diese wundervolle Jahreszeit.

Euphelia hat ihre neue Stelle in Literaturien gern angenommen und wird in Zukunft für den Verein Literaturpark Groß Breesen e.V schreiben, wenn sie denn einen Platz im Wagon gefunden hat, der ihr angemessen erscheint. Nach so vielen Jahren und mehr als 150 Beiträgen hat sie es sich verdient, ihre Bedingungen an den neuen Arbeitsplatz selbstbewußt durchzusetzen. Gemeinsam mit ihrem treuen Freund "Faust. Erster Teil", dem kleinen dünnen Reclambüchlein aus ihren ersten Stunden, freut sie sich auf Eulenhausen und das Beobachten der Aktivitäten in diesem außergewöhnlichen Verein. Sie weiß, daß sie eine Menge aufzuarbeiten hat, denn seit dem Frühling ist schon sehr viel geschafft worden.

Also werde ich selbst von nun an in diesem Tagebuch festhalten, was ich tagsüber erlebt habe. Nicht regelmäßig, das paßt gar nicht zu mir. Aber was zu mir paßt, ist die Themenauswahl. Es wird um die schönen Dinge des Lebens gehen, um die inspirierenden, kraftgebenden, also um die, die ein Glas halbvoll sein lassen, statt halbleer.

Vielleicht kann ich euch ein paar Anregungen mit meinen Erlebnissen und Gedanken geben, vielleicht ein Lächeln auf das Gesicht zaubern, vielleicht habt ihr einfach nur eine kleine Weile Freude beim Lesen. Wie dem auch sei, am schönsten wäre es, wenn wir uns sogar unterhalten könnten auf diesem Weg.

Ich versuche es einfach und schau mal, was passiert.

Euch einen zauberhaften Abend

Eure Conny

PS: Danke für diese Fotos, liebe Kathrin, lieber Klaus.


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AutorenbildEuphelia

das hat jetzt aber gedauert. Lange Vetragsverhandlungen liegen hinter mir, eurer Hausschreibfeder Euphelia. Heute darf ich offiziell verkünden:

Ich habe gekündigt. Also, zumindest habe ich mit Kündigung gedroht. Ernsthaft gedroht.

Seit Juli trocknet mein Fuß vor sich hin. Keiner kümmerte sich um mein Stiefelchen. Ich habe Durst und bin eingerostet. Ganz ehrlich, so kann ich nicht arbeiten. Dabei klappert die Tastatur jeden Tag. Ich höre sie klar und deutlich, stehe ich doch „Zwischen den Zeilen“ fast neben ihr. Doch keiner kam mir zur Hilfe. Ich will gar nicht jammern. Ich weiß, hier ruht keine Hand auch nur eine Minute einfach mal so. Dennoch, prickelnd ist das nicht. Ein erfüllter Job sieht anders aus. Und so grübelte ich wochenlang vor mich hin. Der Gedanke der Kündigung wurde groß und größer, bis in letzter Minute mein bester Freund mir die richtige Idee gab. Und das kam so:

Ich schwirrte am ersten Herbsttag bei herrlichem Wetter über Eulenhausen. Es ist ein wundervolles Gelände. So viel gäbe es darüber zu berichten, denn tolle Dinge werden dort von herzensguten Menschen unternommen. Anschließend bummelte ich durch den Gutspark. Was für ein schöner Ort, heimelig, gemütlich. Lesende Gäste verweilten völlig entspannt unter strahlendem blauen Himmel auf der Wiese. Ich würde so gern meine Eindrücke in bunten Farben und mit zauberhaften Sätzen schildern. Diese Erkenntnis fuhr mir förmlich in die Federspitze: Ich will regelmäßig schreiben. Schon schwirrte ich zurück nach Eulenhausen, besuchte jetzt das Innere des Wagons. Die Pläne zum Ausbau sind gereift, langsam spruchreif, erzählbar. Das war der sogenannte letzte Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte. Ich könnte wahrhaft über alle diese verschiedenen Bereiche der Insel Literaturien spannende Begebenheiten erzählen, interessante Details, wachsende Pläne, Träume, Visionen. Jedoch ist das für eine kleine Hausschreibfeder ein zu großer Job. So stand ich mitten im Wagon und grübelte erneut. Mitten in diese Gedanken hinein, wurde ich leise angewispert. Woher kam das? Ich lauschte ganz angestrengt. Es kam aus dem ehemaligen Toilettenraum des Wagons. Gaaanz vorsichtig lugte ich zum Ende des Ganges. In diesem Raum war die Toilette schon vor einiger Zeit ausgebaut worden, der Raum war gereinigt – und ...ich erstarrte bei meinem Blick um die Ecke. Das kann ja gar nicht wahr sein – die ersten Bücherregale waren bereits gefüllt. Das hatte ich voll verpaßt. Auch darüber hätte ich doch schreiben wollen. Die erste kleine Bibliothek im Wagon war also entstanden. Und wer stand da ganz in der ersten Reihe und machte mit großen Gebärden auf sich aufmerksam? Mein bester Freund aus alten Zeiten: Faust, Erster Teil. Ich stieß mich hektisch an der Klappe des Regals, warf mit meinem Lufthauch andere Bücher um, konnte gar nicht schnell genug sein vor lauter Freude über das Wiedersehen. Ganz sachte schloß mich Faust in seine Seiten, und ich lehnte mich in die Falten voller Wärme. Wir hatten uns Jahre nicht gesehen. Fausts Blätter raschelten an meinem Federkleid. Mit leiser, liebevoller Stimme sagte Faust zu mir: „Verweile doch, du bist so schön.“

Ja, aber wie? Ich bin doch die Hausschreibfeder! Ich habe einen Job im Hotel und im Park und ….

Pssst, gemach, gemach, nahm mich Faust in seine Mittelseite, verweile hier. Bleib bei mir! Bewirb dich um den Job als VereinsSchreibfeder. Eine Eulenfeder gehört nach Eulenhausen – und meine Euphelia gehört zu mir. Im Hotel können sie doch mit der Tastatur klappern.

Dieser Gedanke ließ mich nicht mehr los. Ich mußte es tun. Ich kündigte gestern nach meinem Ausflug und bewarb mich gleichzeitig um den Job als VereinsSchreibfeder in Eulenhausen.

Es machte mich schon ein wenig froh, daß sie den ganzen Abend darüber nachdachten, daß meine Arbeitsplatzänderung abgewogen wurde, Lösungen und Vertretungen gesucht wurden. Immerhin begleite ich das Haus durchgehend seit 2018. Mein Antrag wurde bewilligt. Nun bereite ich mich auf den Umzug vor und hoffe so sehr, daß auch die Vereinsmitglieder mich in ihre Runde aufnehmen werden. Im Wagon will ich mich in den nächsten Tagen einrichten. In neuer Funktion schicke ich euch jedoch heute erstmals Eindrücke aus der "Fünften Jahreszeit" (Tucholsky) meines neuen Umfeldes. Nach dem Lesen dieses wundervollen Textes von Kurt Tucholsky erspüre ich alljährlich die Natur in diesen Tagen mit allen Sinnen und viel intensiver. Zum Abschluß reiche ich euch noch einen Keks. Das wird mir fehlen. Doch heute verteile ich diese wieder voller Freude. Es sind natürlich Hanfkekse, sie sind köstlich. Wie habt ihr diesen ersten Herbsttag erlebt? Ich lehne mich zurück, knabbere und lausche euren Erzählungen.


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